Halbjahresbericht der Norddeutsche Steingut AG für den Zeitraum 01. Januar bis 30. Juni 2018 ISIN DE0006770001
- Deutscher Fliesenmarkt entwickelte sich rückläufig und damit gegenläufig zur anhaltend guten Baukonjunktur.
- Lange Winterperiode und Handwerkermangel führten zu weiteren Umsatzrückgängen in der Fliesenbranche.
- Konzern-Umsatzerlöse erreichten mit 45,9 Mio. € nicht das Vorjahresniveau. Ergebnis ist zusätzlich durch den geplanten Ofenaustausch belastet.
Konjunkturelle Entwicklung in 2018
Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert für 2018 und 2019 angesichts der positiven Finanz- und Investitionslage mit jeweils +3,9 % ein robustes Weltwirtschaftswachstum. Dem stehen allerdings eine Vielzahl von Risiken gegenüber. Angesichts der USStrafzölle warnt der IWF vor weltweit zunehmendem Protektionismus. Mittelfristig gehen auch vom Klimawandel, geopolitischen Spannungen und Cyberattacken Risiken aus, sodass über 2019 hinaus eine Absenkung der Wachstumsrate auf 3,7 % erwartet wird. Auf Grund der Spannungen mit den USA in der Handelspolitik hat die EU-Kommission ihre 2018er Prognose für die Eurozone Mitte Juli 2018 herabgesetzt: Statt +2,3 % soll das BIP in der Eurozone in 2018 nur noch um 2,1 % zulegen. Für 2019 wird aber unverändert ein Wirtschaftswachstum von 2,0 % erwartet. Auch für die deutsche Wirtschaft korrigierten mehrere Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Prognosen. Mitte Juni 2018 senkte das Münchner Ifo-Institut seine Wachstumsprognose des deutschen BIP für das laufende Jahr deutlich von 2,6 auf 1,8 %. Da die wirtschaftlichen Risiken als weiterhin hoch eingeschätzt werden, wurde auch für 2019 die Prognose reduziert und zwar von 2,1 auf 1,8 Prozent. Die internationalen Handelskonflikte hinterlassen bereits Spuren in den Abschlüssen deutscher Unternehmen. Aktuell muss 2/4 Firmen ihre Geschäftserwartung nach unten korrigieren. Auch wird erwartet, dass der Export, der private Konsum und die Investitionen nicht mehr so kräftig wie im Vorjahr zulegen.
Baubranche und direktes Marktumfeld
Die deutsche Baubranche ist kraftvoll in das Jahr 2018 gestartet und blickt auf ein erneut erfolgreiches erstes Halbjahr 2018 zurück. In den Monaten Januar bis Juni 2018 erhöhte sich der Gesamtumsatz trotz eines witterungsbedingten Umsatzrückgangs nominal um 8,1 %, das Orderplus belief sich auf 7,5 %. Daher erwartet der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie für 2018 insgesamt ein nominales Umsatzplus von 6 %. Abzüglich der voraussichtlichen Preissteigerung von 4 % verbleiben real +2 % Wachstum. Demgegenüber wurde im Berichtszeitraum der Neu- bzw. Umbau von insgesamt nur 168.500 Wohnungen genehmigt. Dies entspricht gegenüber dem Vorjahreszeitraum einem Rückgang von 0,6 %. Damit kann insbesondere in den Ballungsgebieten der Bedarf an Wohnraum nicht gedeckt werden. In 2018 sind die Baukosten deutlich gestiegen. Insbesondere der Mangel an Handwerkern in allen Gewerken hat zu den Preissteigerungen beigetragen. Die fehlenden Kapazitäten spiegeln sich darüber hinaus auch in langen Wartezeiten wider. Auf diese Situation reagieren die Investoren zunehmend, indem sie auf einfacher zu verarbeitende alternative Baustoffe ausweichen. Dies betrifft aber nicht nur die deutschen Hersteller – auch die Importeure verbuchten in den ersten Monaten des laufenden Jahres sichtliche Rückgänge. Mit Blick auf die Entwicklung des ersten Halbjahres gehen wir aktuell davon aus, dass sich der deutsche Fliesenverbrauch in 2018 um rund 4 bis 5 % reduzieren wird. In diesem rückläufigen Markt versuchen sowohl die in- als auch ausländischen Anbieter ihre Unternehmensziele zu erreichen und verschärfen damit kontinuierlich den Wettbewerbs- und damit Preisdruck.
Ertragslage Umsatzentwicklung und Ergebnissituation
Das erste Halbjahr 2018 entsprach angesichts der sehr ungünstigen Marktentwicklung nicht unseren Erwartungen. Dementsprechend konnten wir unsere engagierten Unternehmensziele nicht erreichen. Neben der enttäuschenden Marktentwicklung hat auch der Ofenaustausch in Bremerhaven das Ergebnis des ersten Halbjahres 2018 erwartungsgemäß belastet. Der rückläufigen Entwicklung auf den in- und ausländischen Fliesenmärkten konnte sich keine unserer Tochtergesellschaften entziehen. So lag der Umsatz bei der NordCeram GmbH mit 19,3 Mio. € und bei der Kerateam KG mit 22,1 Mio. € um 7,0 % bzw. um 0,9 % unter Vorjahr. Mit einem Umsatz von 15,9 Mio. €, welcher einem Rückgang von 2,8 % entspricht, weist die AG eine analoge Umsatzentwicklung auf. Demzufolge sind unsere Konzernumsatzerlöse von 49,1 Mio. € auf 45,9 Mio. € zurückgegangen. Erfreulicher war die Exportentwicklung. Hier konnten wir mit einem Umsatz von 11,4 Mio. € das Vorjahresniveau wieder erreichen. 3/4 Im Berichtsjahr wurden die Bestände in einem deutlich größeren Umfang abgebaut als im Vorjahr (-1,1 Mio. €). Ursächlich hierfür war die infolge des Ofentausches in Bremerhaven nicht verfügbare Ofenleistung. Unter Berücksichtigung des Bestandsabbaus sank die Gesamtleistung im Konzern von 48,9 Mio. € auf 44,4 Mio. €. Dem standen verminderte Kosten gegenüber, die den Umsatzrückgang jedoch nicht kompensieren konnten. Auf Grund der fehlenden Ofenkapazität in Bremerhaven sank der Materialaufwand auf 20,9 Mio. € (Vj. 22,3 Mio. €). Der Personalaufwand stieg infolge von Tariferhöhung und Mehrbeschäftigung auf 10,8 Mio. € (Vj. 10,4 Mio. €). Rückläufig entwickelten sich dagegen die sonstigen betrieblichen Aufwendungen (-0,4 Mio. €) und die Abschreibungen (-0,2 Mio. €). Das Finanzergebnis lag mit 0,4 Mio. € auf Vorjahresniveau. Damit hatte der Konzern einen Verlust in Höhe von -0,4 Mio. € (Vj. 2,2 Mio. €) vor Steuern auszuweisen. Das herausfordernde Marktumfeld fordert eine hohe Flexibilität, auch in der Produktionsplanung. Unser Fokus liegt darauf, unsere Ergebnissituation durch gezielte Maßnahmen zu stabilisieren. So wurden beispielsweise Angebote in vielen Vertriebsbereichen neu definiert und Kostensenkungsmaßnahmen auf der Produktionsseite eingeleitet.
Risikobericht
Die Gesellschaft ist im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit und bei der Verfolgung ihrer unternehmerischen Ziele unvermeidlichen Risiken ausgesetzt, die sich sowohl aus dem operativen Geschäft als auch aus Veränderungen im Umfeld ergeben bzw. ergeben können. Diese Risiken sowie der Umgang mit ihnen sind im Geschäftsbericht 2017 auf den Seiten 11 bis 12 dargestellt.
Prognosebericht
Im Jahresverlauf haben die wirtschaftlichen Risiken zugenommen. Amerika befindet sich auf der nächsten Eskalationsstufe im Handelsstreit mit China. In Deutschland wächst das Bauhauptgewerbe, während der Fliesenmarkt um rund 4 bis 5 % rückläufig sein wird und auf den Beschaffungsmärkten die Preise bereits wieder steigen. Auf Grund dieses Umfeldes konnten wir im ersten Halbjahr dieses Jahres unsere Unternehmensziele nicht erreichen. Die Prognosen für das verbleibende Jahr 2018 lassen keine Verbesserung der Nachfragesituation erwarten. Daher werden wir unsere Ergebnisabweichung bis zum Jahresende nicht aufholen können. Mit den eingeleiteten absatz- und produktionsbezogenen Maßnahmen werden wir auf die Marktentwicklung reagieren und im zweiten Halbjahr ein positives Ergebnis erzielen. Die abgegebene Prognose werden wir jedoch verfehlen. Vielmehr gehen wir unter der Bedingung einer sich nicht weiter verschlechternden Marktentwicklung davon aus, ein Konzernjahresergebnis vor Steuern in einer Bandbreite von 0,5 bis 0,7 Mio. € zu erreichen.